Der Yoroi – Die Samurairüstung

Die Samurairüstung ist neben den Schwertern, das Paradestück des Samuraikultes. Da einige Samurai auch Ninja waren, ist es nicht weit herzuholen, dass auch im Bujinkan Dojo ein Stil existiert, welcher sich vorwiegend mit dem unbewaffneten Kampf im Yoroi befasst. Es handelt sich dabei um:

Kukishinden Ryu Yoroi Kumiuchi

Die Kukishinden Ryu befasst sich neben dem unbewaffneten Kampf im Yoroi, auch mit dem Hanbo-Jutsu (Stocktechniken mit dem 90 cm-Stock), dem Yari-Jutsu (Speerkampf) und dem Kenjutsu (Schwertkampf). Diese Techniken dieser Waffen wurden auf den Schlachtfeldern des alten Japans entwickelt und verbessert. z.B. entstand der Hanbo aus den beiden Hälften eines Yari oder Rokushakubo (Holzstange von 1.8 Meter).

Allerdings hatten die Ninja auch speziellere „Rüstungen“, welche sie zum Einsatz brachten. Diese Rüstungen bestanden meistens aus Kettenhemden und Kopfmasken, ähnlich den westlichen Kreuzrittern. Die Yoroirüstungen unterschieden sich jedoch stark von diesen europäischen Rüstungen. Die Hauptunterscheidungsmerkmale waren die Gelenke und Vielfach-Platten, welche übereinander genäht wurden. Auch gibt es große Unterschiede zwischen den einzelnen japanischen Rüstungen.

Rüstungen, welche in Kriegszeiten angefertigt wurden, waren vielfach schmucklos, dafür sehr stabil. Bei Rüstungen aus Friedenszeit steht der Prunk im Vordergrund. Das Wappen der Familienclans wurde jedoch in beiden Fällen immer gut sichtbar getragen. Die meisten Techniken die speziell für den Kampf in Rüstungen oder gegen Rüstungen entwickelt wurden, hatten die Gelenke oder Schwachpunkte als Ziel. So waren Kniehöhlen, Ellenbogeninnenseite, Augen, Hals und Achselhöhlen die bevorzugten Ziele der Techniken oder Waffen. Die japanischen Geschichtswerke enthalten über die Rüstungen der Uji-Periode fast keine Hinweise.

Die Dolmenfunde beweisen jedoch, dass es bereits damals schmiedeeiserne Rüstungen gab, die sich jedoch in Form und Art von den späteren unterschieden. Die vorrangige Pflicht eines Kriegers war zwar der Schlachttod im Dienst seines Herren, doch waren die japanischen Ritter, vorsichtig genug, eine komplizierte und flexible, aber sehr zweckmäßige Rüstung anzulegen, die genügend Schutz gegen Schwert, Pfeil, Lanze, und sogar Geschosse der mittelalterlichen Luntengewehre bot sowie dem Träger eine möglichst große Behändigkeit zu Fuß oder zu Pferd gewährte. Das Anlegen einer solchen Rüstung war umständlich und zeitraubend, denn der Samurai musste zuvor noch verschiedene Unterkleider sowie einen Kimono aus feinem Leinen oder Brokat und eine weite Hose anlegen, die als Polster für die eigentliche Rüstung dienten. Die Unterbekleidung bestand aus einem Lendentuch (Fundo-shi), das latzartig auch die Brust bedeckte. Hierauf folgte ein mit einem kurzärmligen Kimono, auch Shitagi (Waffenrock) genannt, der mit einem besonderen Knoten des Obi (Gürtel) um die Taille gegürtet wurde. Über den Kimono wurde eine weite Hose (Kobakama) getragen, die den Beinen des Kriegers die notwendige Bewegungsfreiheit ließ. Die kräftigen Beinschienen (Suneate) waren aus Leder gefertigt und mit eisernen Bändern verstärkt, um vor Hieben von vorn zu schützen. Die abnehmbaren Oberschenkelpanzer (Kusazuri), welche der Samurai zu Pferd trug, wurden rasch abgelegt, sobald der Ritter schnell laufen musste.

Obwohl der Krieger unnachgiebig geschult wurde, beruhte seine Kampfweise auf dem Prinzip der bewusst angewandten Nachgiebigkeit, eine Technik, die dem von Jugend an geübten Taijutsu ähnelte. Das gleiche Prinzip bestimmte die Konstruktion japanischer Rüstungen, die ihren Träger nicht durch ihre stählerne Masse, sondern durch ihre Elastizität schützten. Anders als die Ritterrüstungen Europas bestand die japanische Rüstung aus kleinen, lackierten Stahlstreifen, die durch Kupferringe oder dicke Seidenkordeln miteinander verbunden waren. Das Ergebnis war ein Metallgewebe, ebenso flexibel wie die europäischen Kettenpanzer, jedoch wesentlich widerstandsfähiger. Die Farbe der Seidenkordeln war von großer Bedeutung, denn die großen und mächtigen Sippen wählten für ihre Parteiträger eine bestimmte Farbe (die Fujiwara: grün; die Tachibana: gelb; die Taira: rot; die Minamoto und Tokugawa: weiß; die kaiserliche Farbe war violett).

Die japanische Rüstung hatte, von der Elastizität abgesehen, noch den Vorteil, dass sie nur etwa fünfundzwanzig Pfund (12-13 Kilo) wog und ihrem Träger jede Bewegungsfreiheit ließ, die er benötigte, um im Sturmschritt angreifen oder steile Burgwälle erklettern zu können. Sobald die Rüstung nicht mehr gebraucht wurde, konnte sie zusammengefaltet in einer handlichen Kiste verpackt werden. Bei Beschädigung brauchte man nur neue Lamellen einzuflechten, Die Armschienen (Kote) mit den Panzerhandschuhen bestanden aus einem Kettengeflecht japanischer Machart und auf Tuch genähten Eisenstreifen, Die metallbeschlagenen Ärmel eines Kriegsherrn waren meist ziseliert und vergoldet. Der Rumpfharnisch (Do) und das die Hüften schützende Panzerhemd (Haidate) waren aus Eisenlamellen gefertigt. Die breiten Schulterstücke (Sode) aus Lamellengeflecht hingen wie riesige Epauletten über der Schulterpartie des Rumpfpanzers. Der eiserne Halsschutz (Nodowa) mit dem metallenen Latz verlieh dem Krieger zusätzlichen Schutz und bewahrte ihn vor der Enthauptung.

Da im Einzelkampf die Krieger nach den Köpfen ihrer Gegner trachteten, veranlasste dieser blutige Brauch die Krieger, ihren Hals und Kopf besonders sorgfältig zu schützen, um sich nicht dem Risiko einer Köpfung auszusetzen. Als nächstes setzte der Krieger eine aus langen Stoffstreifen gewundene Baumwollkappe (Hachimaki) auf, die als Polster unter dem schweren Eisenhelm fungierte. Anschließend bedeckte er sein Gesicht mit dem Helmvisier (Hoate), welche das Gesicht vom Kinn bis zu den Augen schützte und meist mit deinem abnehmbaren Schutz für die Nase versehen war. Vom 12. Jahrhundert an wurden nur noch Masken getragen, die Stirn und Schläfen schützten. Diese Masken zeigten brutale und wilde Gesichtsausdrücke, um den Gegner zu erschrecken, und waren aufgrund des lackierten Eisenblechs so widerstandsfähig, dass sich daran sogar eine Lanzenspitze verbog. Die grimmig aussehende Gesichtsmaske war nicht nur mit beweglichen Nasen- und Mundstücken versehen, sondern auch die Augen waren durch vorstehende Schutzstücke gesichert. Später kam die Halbmaske auf, welche meist mit einem Schnurrbart verziert war; denn im Gegensatz zu den bärtigen Koreanern trugen die Japaner das Gesicht glattrasiert und betrachteten diese als bärtige Wilde. Somit hatte der falsche Schnurrbart am Mundvisier ebenfalls den Zweck, der Halbmaske ein furchterregendes Aussehen zu geben. Außer dem veralteten Helmvisier (Hoate) waren also folgende Variationen im Gebrauch: Mempo, die das Gesicht bedeckende Maske; Saburo, die nur Kinn und Wangen schützende Halbmaske mit falschem Schnurrbart; und Tsubamegata; der einfache Kinnschutz.

Den Abschluss der japanischen Rüstung bildetet der Helm (Kabuto). Die alten Helme bestanden aus einer mit Hirschleder gefütterten Eisenkappe (Hachi). Daran war ein Ringkragen aus mehreren Reihen von eisernen, panzerhemdartig verketteten Ringen oder aus Schuppen befestigt, der weit über den Rücken und die Schultern herabfiel. Je nach Anzahl der Schuppenreihen dieses Nackenschutzes (Shikoro) wurde der Helm entweder Sanmai-kabuto (Dreifacher) oder Go-mai-kabuto (Fünffacher) genannt. Die Helmzier war an der Stirnseite befestigt und stellte, wie bei den europäischen Ritterhelmen, das Wappenzeichen des Eigentümers dar, also etwa Hoerner, Vögel etc. Die Angehörigen des Kaiserhauses trugen Ryu, den kaiserlichen Drachen, das Zeichen der kaiserlichen Gewalt. Auf dem Scheitel der Eisenkappe, also hinter dem Helmschmuck, war ein Loch, in das entweder ein bannerähnlicher Zirat oder ein kurzer Speer bzw. ein Federbusch gesteckt wurde. Die meisten Helme waren von erstaunlicher Groesse, nicht selten erreichten sie einen Meter Umfang.