Uke 受 – Empfangen | mi 身 – Körper oder Selbst

Am Beginn unseres Trainings im Bujinkan lernen wir Ukemi als „Rollen und Stürzen“ kennen, wie z.B.  Zenpo Ukemi, Ushiro Ukemi, Yoko Ukemi, usw.

Es ist normal, dass jemand, der mit Kampfkunst beginnt, Angst hat, zu stürzen bzw. geworfen zu werden und sich dabei zu verletzen. Jedoch wird durch das ständige Üben von Ukemi mit der Zeit, das Selbstvertrauen gestärkt und die Angst vor Stürzen und Schmerzen auf natürliche Art und Weise genommen, außerdem kommt es zu einer kontinuierlichen Verbesserung der Waza 技 (Technik) für einen selbst und den Trainingspartner.

Beim paarweisen Üben von Techniken wird jeder Person eine bestimmte Rolle zugewiesen, die von Uke 受け (der Empfänger / Verteidiger) oder Tori 取り (der Ausführende / Angreifer). Uke wird vom Verb „ukeru“ 受ける abgeleitet, und heißt fangen, auffangen, bekommen, erhalten, bewahren, retten, annehmen, erleiden. Auch wird deutlich, dass der Ausdruck für die Fallschule – Ukemi, empfangender Körper – mit dem Wort Uke verwandt ist.

Tori und Uke sind verpflichtet, sich gegenseitig zu helfen und zu verbessern, und nur durch das Üben von Ukemi können Techniken ohne Verletzungen und ohne Angst ausgeführt werden. Alle Techniken, die einem Anfänger beigebracht werden, sollten darin bestehen, Ukemi auf eine neue und interessante Weise zu üben.

Nachdem Ukemi verletzungsfrei beherrscht wird, können fortgeschrittene Techniken unterrichtet werden und Uke kann anfangen, sich Tori absichtlich zu widersetzen, um verschiedene mögliche Situationen im wirklichen Leben zu simulieren. Es gibt dabei viele verschiedene Variablen wie Höhe, Winkel, Untergrund und Hindernisse zu berücksichtigen.

Viele von uns neigen leider dazu, Ukemi als etwas zu betrachten, das nur im Dojo, auf der Tatami, in Ausnahmefällen auch auf einem Holzboden geübt wird. Dies ist jedoch eine eingeschränkte Sicht der Dinge. Ukemi sollte auch immer außerhalb des Dōjō, auf einer Wiese, Straße oder Schotterweg geübt werden.

Ukemi ist also ein großer Teil unseres Budō Taijutsu-Trainings bzw. unseres Taihenjutsu (die Kunst, den Körper zu bewegen), dass jedoch von vielen oftmals vernachlässigt wird. In den frühen Phasen des Trainings ist es jedoch enorm wichtig, den Anfänger auf das bevorstehende „harte“ Training vorzubereiten.

Taihenjutsu Ukemi Kata 体変受身型 – Basis Roll- und Falltechniken:

  • Zenpō Kaiten 前方廻転                    Rolle vorwärts
  • Koho Kaiten 後方廻転                      Rolle rückwärts
  • Sokuho Kaiten 側方回転                  Rolle seitwärts
  • Zenpō Ukemi 両得前方受                 Sturz vorwärts
  • Yoko Ukemi 底受身                          Sturz seitwärts
  • Ushiro Ukemi 後ろ受身                    Sturz rückwärts
  • Tachi Nagare 立流流れ                     rückwärts Fließen
  • Jun Nagare 順流れ                           diagonales Fließen
  • Gyaku Nagare 逆流れ                      umgekehrtes Fließen

Ukemi kann für den Anfang als ein Konzept zum Schutz für Körper, Geist und Seele angesehen werden.

Je länger man jedoch trainiert, wird die Einsicht erlangen, dass Ukemi viel weiter geht als einfaches Rollen und Stürzen.

Takamatsu Sensei schrieb über seine Anfänge in der Kampfkunst, dass er als junger Mann im Dōjō von Toda Sensei ein ganzes Jahr lang in alle Richtungen und auf alle Arten geworfen wurde. Erst als sein Ukemi gut genug war durfte er mit dem Training der eigentlichen Techniken beginnen.

Gutes Ukemi ist also für die Ausübung von Budō und unseren Fortschritt darin unerlässlich. Es ist nicht wichtig ob man einen Salto vorwärts (Kuten) ausführen kann, sondern man sollte in der Lage sei, sich verletzungsfrei aus allen Techniken abzurollen, bzw. zu stürzen. Nur durch kontinuierliches und hartes Training können wir ein gutes Ukemi erreichen. Auf natürliche Weise, ohne die Situation zu erzwingen, lassen wir unseren Körper und Geist fließen. Indem wir Angst und Ego beseitigen, werden wir Fortschritte in Richtung eines guten Ukemi machen.

Wenn ich wie oben von Angst spreche, müssen wir aber auch akzeptieren, dass das Üben von Ukemi zu Verletzungen führen kann. Das ist so, und muss so akzeptiert werden.

Grundsätzlich können wir als guter Uke das Konzept von Ukemi besser verstehen. Das richtige Lernen von Ukemi, verstanden als Stürze und / oder Rollen, ist ein sehr wichtiger Teil des Trainings. Für Anfänger ist das Üben der Ukemi oftmals sehr mühsam und wird auch gerne mal ausgelassen. Wir müssen aber verstehen, dass Ukemi ein sehr wichtiger Teil unseres Trainings ist, den man ständig üben sollte.

In einem alten Artikel schrieb Hatsumi Sensei: „Um ein Ninja zu werden, muss man das einzigartige Konzept von Ukemi vollständig lernen und verstehen. Ukemi ist schwer aus dem Japanischen zu übersetzen, beinhaltet jedoch Bewegungen wie Rollen und Fallen in verschiedene Richtungen als Reaktion auf einen Angriff. Dies dient nicht nur dazu, der Gefahr zu entkommen, sondern auch eine neue Position einzunehmen, die Ihren Feind verwirren oder ablenken kann.

Hatsumi Sensei schreibt auch, dass gutes Ukemi lautlos aufgeführt werden sollte. Man muss viel üben, um auf jeder Oberfläche ein gutes Ukemi ausführen zu können, ohne Geräusche zu erzeugen und ohne sich, bei Bodenkontakt zu verletzen.

Wir sehen also, dass Ukemi – das Empfangen – als eine Schutzmaßnahme gegen einen Angriff verstanden werden kann, es kann aber auch eine Flucht aus einer bestimmten Situation sein, auf einem höheren Trainingsniveau sollte es jedoch auch als „Akzeptieren“ verstanden werden, lerne den Schlag zu nehmen und dich daran anzupassen, passe dich an und kämpfe weiter…

Eine Flugrolle über ein Hindernis (Hichō Kaiten 飛鳥回転) ist ebenso eine Form von Ukemi wie z.B. Ausweichbewegungen mit dem ganzen Körper (Tai Sabaki 体捌き) oder einen Angriff zu blocken (Uke Nagashi 受流し).

Ein Zitat von Takamatsu Sensei lautet: „Lass ihn deine Haut schneiden und du schneidest sein Fleisch. Lass ihn dein Fleisch schneiden und du schneidest seine Knochen. Lass ihn deine Knochen schneiden und du schneidest sein Leben.

Auch das ist Ukemi. Ukemi ist somit eines der höchsten Konzepte in den Kampfkünsten. Ohne Ukemi gibt es kein Budō.

„Ukemi of the heart and mind is especially important.“
– Hatsumi Sensei –