Der folgende Text stammt von Dr. Hatsumi Masaaki und wurde dem „Bujin“ entnommen.

Wenn wir versuchen, Ninjutsu durch das geschriebene Wort zu erklären, werden wir feststellen, dass es viele Aspekte gibt, die wir nicht richtig ausdrücken können. Denn Ninjutsu ist eine Kunst, bei der man im Schatten verschwindet und wieder auftaucht, und zwar geheim und mysteriös.

Deshalb muß jemand, der Ninjutsu meistern will, die acht Tore als Ausgangspunkt nehmen. Er muß seinen Körper und alle sechs Sinne gebrauchen, um zu trainieren, um Perfektion anzustreben.

Die acht Tore sind:

  • NINJA no KIAI (Kiai des Ninja)
  • NINJA no TAIJUTSU (wird auch als Koppojutsu oder Koshijutsu bezeichnet)
  • NINJA no KEN (das Schwert des Ninja)
  • NINJA no YARI (der Speer des Ninja)
  • SHURIKEN (fliegende Klingen der Ninja)
  • KAJUTSU (Feuer und Explosion)
  • YUGEI (höfische Künste, wie Singen, Tanzen oder musizieren)
  • KYOMON (die Kunst zu lernen oder zu beobachten)

Ein wahrer Ninja meistert ein jedes dieser acht Gebiete.

Als ein Teil des geschichtlichen Aspektes der Ninjas, und um darüber hinaus das Verständnis des Ausgangspunktes zu verstärken, möchte ich die Übertragung der neun Schulen, wie Takamatsu Sensei sie mich gelehrt hat, zitieren.

Danach haben die Bushis (Kämpfer) ihre speziellen Künste ihrer individuellen Umgebung angepasst. Sie haben um die 50jährige Periode der Bürgerkriege der Manju die versteckten Künste gegründet, um zu überleben (ca. 1000 n.Ch.).

Deshalb sagt man, dass man 73 Ninja-Wege zählt, 75 Ninja-Wege, 103 Ninja-Wege, oder so viele Ninja-Wege, daß man sie nicht zählen kann. Ich möchte euch über meine Schule, Togakure Ryu, berichten.

Als Kind folgte Minamoto no Kanesade dem Kiso Yoshinaka und ging unter dessen Banner in den Krieg. Trotz des verzweifelten Widerstandes seiner Leute im Kampf wurde er Zeuge des Todes des Shogun Yoshinaka. Er selbst wurde verwundet. Kanesada suchte Schutz in den abgelegenen Bergen von Iga, um sich um das Grab seines Meisters und um dessen Familie zu kümmern. Er lernte Shinobi Bujutsu (verstecktes Bujutsu) von Kain Doshi. Togakure Ryu überlebte seit dieser alten Zeit bis heute.

Togakure Ryu lehrt, daß Gewalt vermieden werden soll und sagt, daß Ninpo die Bujutsu Ansicht der Schönheit des Nin (Ausdauer) ist, die sich schwört, in Frieden Land, Familie und die Natur zu beschützen. Wir sehen diese Hingabe auch in Filmen wie beispielsweise „Robin Hood“ und „Tarzan“.

Ich hätte gerne, daß ihr die Ninjas auf die gleiche Art und Weise seht, wie ihr diese Helden betrachtet und dass ihr in demselben Licht die Geschichte der Ninjas seht.

Ich werde euch erzählen, wie ich selbst den Weg des Ninjutsu fand. Als junger Bursche war ich Athlet und Boxer in der Schule und auch Spielführer in einem Fußballteam. Ich befasste mich auch mit Budo wie Judo, Kendo und Karate. Ich lernte auch tanzen und muss sagen, dass mir dies bei der Beinarbeit im Budo half. Während meiner Universitätsjahre habe ich dann weiter Judo und Boxen ausgeübt. Ich war Mitglied des Judo- und Theaterclubs und studierte Theaterwissenschaften.

Als ich dann Medizin studierte, unterrichtete ich amerikanische Soldaten im Judo. Auch wenn das jetzt fast dreißig Jahre her ist, kann ich mich noch gut an den Spaß erinnern, wenn wir gemeinsam trainiert haben.

Ich trainierte auch Kobudo (die alten Kampfkünste), weil ich jede Art von praktischen Kampfkünsten lernen wollte. Ich bezahlte meinem Kobudo-Lehrer 300000,- Yen im Monat, damit er zu meinem Dojo kam und mich in Kobujutsu To Happan (die 18 Kategorien Kobujutsu) unterrichtete. Ich schloß dieses Training nach drei Jahren ab und wurde dann durch meinen Kobudo-Trainer Takamatsu Sensei vorgestellt, und er wurde mein Lehrer.

15 Jahre lang habe ich von ihm gelernt, und das ist nicht leicht gewesen. Die Reise von meinem Haus in Nodashi zu Takamatsu’s Haus in Nara (östlich von Osaka) dauerte im Zug fünfzehn Stunden. Aber es war mir ein Vergnügen, weil ich das wahre Budo gefunden hatte.

Mein Eindruck von Takamatsu Sensei war, dass er ein furchteinflössender, mächtiger Lehrer war. Er hat mich in all den Jahren nicht ein einziges Mal kritisiert. Ich fühlte, daß er mich mit der Liebe eines Großvaters zu seinem Enkel unterrichtet hat.

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