In allen Kampfkünsten, besonders im Ninpo, ist der Aspekt der Bein- und Fußarbeit äußerst wichtig. So schreibe ich über althergebrachte Methoden. Niemand ist erfreut über die Kälte, auch nicht der Ninja, und so trug er zu jeder Jahreszeit Tabis, die japanischen Socken, welche die Füße warm halten.

Die Füße sind der Schlüsselpunkt, um den Körper warm zuhalten und die Gesundheit zu erhalten. In der asiatischen Medizin gibt es die Aussage „ZUKAN SO KUNETSU“, welche soviel bedeutet wie „Halte den Kopf kühl und die Füße warm.“ Das ist essentiell, um die Gesundheit zu erhalten und bei Krankheit die Genesung zu unterstützen.

Zur Verstärkung der ‚Mannhaftigkeit‘ und dem Erhalt des Wohlbefindens massierten die Ninjas ihre Füße, indem sie die drei ersten Zehen ergriffen und drehten bzw. kreisten. Auch die Kunoichi praktizierten diese Methode, um ihre Gesundheit zu verstärken. Sie ist gut für die Leber, die Bauchspeicheldrüse und die ganzen Eingeweide. Die unterschiedlichen Massagemethoden beinhalten das Reiben der Zehenspitzen, um eine gute Durchblutung zu fördern und die Systeme energetisch auszugleichen.

Die Ninja warfen harte Erbsen auf den Boden und trainierten auf ihnen. Das unterstützte die Fußmassage und härtete ihre Füße gleichzeitig ab. Fortgeschrittene Ninja lernten den Gang auf der HISHI, der Wassernuss, ohne sich zu verletzen. Das war nur möglich, weil sie nicht nur ihre Füße abgehärtet hatten, sondern weil sie mit perfektem Gleichgewicht und höchster Leichtigkeit zu Laufen gelernt hatten. Das Gewicht wurde dabei so verteilt, dass sie die stechenden Unebenheiten kaum berührten.

Laufen ist eine exzellente Lektion. Man kann es überall und jederzeit praktizieren. Wenn ich jeden Tag mit meinen drei Hunden spazieren gehe, laufen wir immer auf verschiedene Arten. Mal schneller, mal langsam, mal nur kurz oder durch unebenes Gelände. Eine gute Art zu üben.

Auf der Straße ergibt sich manchmal die Gelegenheit, eine Katze oder etwas anderes, was die Aufmerksamkeit der Hunde erregt, zu treffen. Immer laufe ich mit Voraussicht und halte die Kontrolle über die Hunde. Niemals verliere ich das Gleichgewicht durch ein schnelles Ziehen einer der Hunde. Auch achte ich darauf, daß die Leinen sich nicht vermischen oder verknoten.
Vor Zwei Jahren gab ich ein Seminar in Dayton/Ohio. Die Mehrzahl der Studenten bewegten sich wie ‚Frankenstein‘ und nicht wie wahre Kampfkünstler. Sie empfanden kurze schnelle Schritte als äußerst schwierig. Viele dachten, daß ich besonders schnell laufe, aber ich erklärte ihnen, daß in Japan die Füße als das ‚zweite Herz‘ betrachtet werden, und ein starkes Herz zu haben, bedeutet, einen starken Geist zu besitzen. Und so entwickelt der Ninja beim Laufen auch seinen Geist.

Laufen ist das wichtigste im Leben. Besonders im klassischen „NO“ wird es so empfunden. Wenn man wie ein Ninja läuft und die Methode des Laufens stark entwickelt ist, scheint es, daß die Füße beim Laufen nie den Boden berühren. Es ist dann so, als ginge der Ninja durch die Luft.

Einer meiner Schüler, der eine meiner Demonstrationen beobachtete, sagte: „Sensei, ihre Füße berühren gar nicht den Boden. Es scheint so, als ob sie durch die Luft fliegen.“ Ein anderer Student, der ein professioneller Soldat war und auch am Krieg teilgenommen hatte, sagte, daß in seinem Land immer die Beine trainiert werden und daß er die Treppen anstelle der Aufzüge benutze. Als ich das hörte, wusste ich, daß er ein guter Kämpfer war.

[amazon asin=3922006531&template=iframe image2]