Die einzige Bujinkan-Prüfung die es in Japan gibt ist die Prüfung zum Godan (5.Dan), Godan no Shiken oder auch Sakki-Test genannt.

Sakki (殺 気) bedeutet soviel wie „Die Absicht zu töten“. Die Prüfung besteht darin die  mörderischen Absichten des Gegners zu spüren. Sakki kann auch als Intuition, sechster Sinn oder mit, die Verbindung zum Universum übersetzt werden.

Sakki Jutsu (殺 気 術) ist die Fähigkeit, die Gedanken und Absichten eines Angreifers zu erkennen, die aus ihrem bewussten oder unbewussten Geist vor einem Angriff entstehen. Dadurch entsteht die Möglichkeit, vorzeitig auf eine Attacke zu reagieren.

Früher wurde der Sakki-Test nur von Soke Dr. Masaaki Hatsumi durchgeführt. Heute haben auch diverse Shihan (15. Dan) die Befähigung von Hatsumi Sensei erhalten, diesen auch außerhalb von Japan durchzuführen.

Die Prüfung muss dabei auf Video festgehalten werden und es müssen mind. drei weitere Shihan als Zeugen mit dabei sein.

Die Prüfung zum fünften Dan, geht auf die Togakure Ryū zurück und ist in deren Densho in dem Abschnitt „Tenmon Jimon“ in der Rolle „Happo Hiken“ erwähnt.

Der Ablauf

Man sitzt im Seiza mit dem Rücken zum Prüfer schließt die Augen. Der Prüfer legt das Bokken/Shinai auf die rechte und auf die linke Schulter mit einem leichten Druck, zuletzt auf den Kopf. Dann hebt der das Bokken/Shinai in die Höhe und schlägt zu! Wann der Prüfer zuschlägt bleibt ihm überlassen, der Prüfling muss dabei fühlen zu welchem Zeitpunkt er ausweichen muss.

sakki-test

Sollte der Prüfling das nicht schaffen besteht im Anschluss ein zweiter Versuch.

Schafft es der Prüfling dem Schwert auszuweichen, so hat er die Prüfung zum Godan bestanden.

Nach bestandenem Test erhält jeder Schüler seine Godan-Urkunde und ein Shidoshi-Menkyo (Lehrerlaubnis) ausgestellt. Ein Shidoshi ist berechtigt, sein eigenes Dōjō zu eröffnen und Prüfungen bis zum 4. Dan abzunehmen.

Wichtig!

Normalerweise schlägt der eigene Lehrer, Soke oder einer der japanischen Shihan, den Schüler für den Sakki-Test vor. Wenn der Schüler die Grundlagen gemeistert hat (1. – 4. Dan) ist es sehr wichtig, zusammen mit seinem Lehrer regelmäßig im Training in jeder Kata (Formen), Waza (Techniken), Henka (Variationen) oder Oyou (Anwendungen) mit dem Gefühl der Jissen Gata 実 戦 型 (realistischer Kampf) trainiert. Soke rät uns oft während des Trainings im Hombu Dojo mit diesem Gefühl zu üben. Nur so kann der Schüler die Fähigkeit erlangen, den Godan-Test zu bestehen.

Ein Lehrer sollte jedoch niemals einen Schüler zum Godan-Test zulassen, wenn er sich nicht sicher ist, dass dieser den Test besteht – denn diese Prüfung sollte nie mit der Einstellung es einmal zu „versuchen“ durchgeführt werden.

Wer zum Godan-Test antreten möchte, muss die Urkunde zum Yondan (4. Dan) vorweisen können. Leider passiert es immer wieder, dass Schüler ohne ihre Lehrer nach Japan fliegen und dort ohne Einverständnis des Lehrers zum Godan-Test antreten. In der Vergangenheit ist es auch schon öfters dazu gekommen, dass sich Kyu-Grade zum Godan-Test in Japan angemeldet haben. Hatsumi Sensei und seine Shihan haben keine Möglichkeit dies zu überprüfen. Deshalb muss jeder Schüler, der in Zukunft zum Godan-Test antreten will, seine Yondan-Urkunde mit nach Japan bringen und dort vorzeigen.

 Aussagen von Hatsumi Sensei zum Godan-Test

«Es ist absolut essentiell, dass der Schüler und ich beide einander vertrauen. Man benötigt diese sich kaum vorstellbare Einheit, um die Godan Prüfung zu bestehen. Dies ist das geistige Niveau des 5. Dan, das man erreicht, nachdem man die ersten bzw. fundamentalen vier Dan-Grade absolviert hat. Die Godan Prüfung ist der Spiegel des Satori oder der Erleuchtung [Anmerkung: dies basiert mitunter auf einem Wortspiel, da die rechte Hälfte des japanischen Kanji für Satori wie «go» ausgesprochen wird, identisch mit Godan oder 5. Dan]. Ich nenne daher den 5. Dan den Dan der Erleuchtung, da die Godan Prüfung eine wunderbare und sehr menschliche Erfahrung ist, die auf dem Überlebenstrieb der Tiere beruht. Wenn ich diese Prüfung durchführe, scherze ich nicht.»

«Ich sage meinen Schülern immer, dass es eher eine Geisteshaltung denn ein Weg der Erleuchtung ist. Im Alter wirst Du mehr Reife erlangen: An diesem Punkt versteht man auch den Spruch: Du musst selbst Vater werden, um zu verstehen, was Deine Eltern für Dich getan haben. Die Tiere verlassen ihre Eltern und gehen ihre eigenen Wege, wenn sie ein bestimmtes Alter erreicht haben. Bei den Menschen gibt es diese Auflösung der Familienstrukturen bzw. die Trennung von Eltern und Kindern in der heutigen Gesellschaft für gewöhnlich nicht mehr. […] Dies führt nun erneut zurück zu der Godan-Prüfung, die ich in meinem Training durchführe. Wie wir schon besprochen haben, ist die Godan-Prüfung beinahe ein Anzeichen für das Vorhandensein tierischer Eigenschaften, denn auch der Kampf an sich ist etwas tierisches, und dies Gefühl [Sakki] ist daher essentiell. Wenn du die Godan-Prüfung einmal bestanden hast, so sagt dies aus, dass du die Barriere hinter dir gelassen hast und das wahre Niveau der Kampfkünste erreicht hast. Dies ist auch der Grund, weshalb bis einschließlich dem 4. Dan die Graduierungen allein aufgrund körperlicher Fähigkeiten verliehen werden. Ein einfaches Beispiel: Oft kommen Personen mit Kampfkunstkenntnissen aus Kung Fu oder Karate in unser Training und müssen schnell einsehen, dass sie allein mit ihren körperlichen Fähigkeiten nicht weit kommen; zu der Godan-Prüfung bedarf es etwas mehr. Aus diesem Grund bleiben auch so viele mit ihrer Graduierung stehen, wenn sie einmal den 4. Dan erreicht haben, denn die Prüfung zum 5. Dan zu bestehen ist sehr schwierig, denn nicht zuletzt greife ich allein auf meine eigenen Kriterien zurück, wenn ich Dan-Grade vom 1. bis zum 4. Dan verteile.»

«Bis jetzt war der Godan-Test zu einfach. Ich werde aus ihm einen wahren Godan-Test machen. Auf der ganzen Welt gibt es über 1.000 Godan im Bujinkan, aber nur die Hälfte davon hat während des Tests aufgeschrien. Ich schlage mit dem Schwert voll durch. Ich schlage bis auf den Boden durch. Es ist völlig egal, ob du das Schwert kommen spürst und auszuweichen beginnst. Wenn es dich trifft, wärst du tot. Aber wenn du letztendlich den Test bestanden hast, dann kannst du darauf sehr stolz sein.»

«Die letzten Jahre war der Godan-Test zu einfach. Diejenigen, die den Test in den letzten Jahren bestanden haben, hatten es leicht. Ich habe den Test so abgehalten, dass er Leuten aus allen Teilen der Welt offen stand. Nun ist die Zeit gekommen, wahres Budo Taijutsu zu lehren d.h. richtiges Kämpfen.»

«Das genau ist der Godan-Test. Es ist ein Kampf gegen das Unbekannte.»

«Wenn man den Godan-Test besteht, dann zeigt dies, dass man ein wahrer Budoka und bereit für das Training des «inneren Auges» ist, dem «Auge Gottes».»

«Ich unterrichte Menschen mit Godan oder höheren Graduierungen, d.h. Leute, die das Gefühl haben. Versucht zu fühlen, nicht Techniken auszuführen.»

«Der Godan-Test ist nicht ein Test, ob Du dem Schwert ausweichen kannst oder nicht. Es ist vielmehr ein Test, ob Du die ganze Zeit über in Kamae bleiben kannst.»