Bujinkan ist mehr als eine Kampfkunst. Die mentalen, emotionalen und physischen Herausforderungen des Trainings öffnen den Weg zum Herzen einer Person.

Sanshin no Kata  ist der Kern des Bujinkan Budo Taijutsu Trainings. Das Sanshin kommt aus dem über 1000 Jahre alten Kosshijutsu System der Gyokko Ryu. Diese Bewegungen sind fundamental sowohl für unbewaffnete als auch für bewaffnete Angriffe und wurden deshalb für Jahrhunderte trainiert.

Sanshin bedeutet wörtlich übersetzt: die drei Herzen. Soke Hatsumi lehrt, dass dies bedeutet, das Herz und den Geist eines Dreijährigen zu haben. Die Kata soll ohne Ego ausgeführt werden. Die Bewegungen sollen so natürlich stattfinden wie jene des Kaninchens, dass durch die Natur springt.

Sanshin hat, wie es in der japanischen Sprache häufig vorkommt, viele Bedeutungen. In diesem Fall wird es oft mit „der erste Schritt“ übersetzt. Bewegungen, die mit dem Herzen eines drei Jahre alten Kindes ausgeführt werden sollen.

Durch das Training der Sanshin no Kata soll man den eigenen Körper und seine Bewegungen besser verstehen und kontrollieren lernen. Dadurch entwickeln und verbessern sich die körperlichen Fähigkeiten. Gleichzeitig offenbaren sich der trainierenden Person dessen eigene Gefühle. Diese beinhalten ebenfalls ein großes Potential an Kraft ( im positivem wie auch im negativem Sinn).

Eine weitere weitläufig bekannte Bedeutung von Sanshin lautet: Der erste Schritt zu einer verständlichen Kommunikation. Als Beispiel dient hier Kommunikation eines dreijährigen Kindes. Mit drei Jahren wird das Baby zum Kind, und das erste Mal steht es der neuen Umgebung im Leben von Angesicht zu Angesicht gegenüber.

Die Sanshin no Kata lehrt die grundlegenden Bewegungen oder „Mechaniken“, die im Budo Taijutsu angewendet werden. Diese fünf Kata, zusammen mit der Kihon Happo, bilden die Grundlage für alle weiteren Ausbildungsschritte.

Die Sanshin no Kata ist der erste Schritt zum Verständnis von Taijutsu. Sie vermittelt viele Fähigkeiten welche sowohl in den  bewaffneten als auch im unbewaffneten Kampf übersetzt werden können. Das reicht von der richtigen Körperhaltung über grundlegende Prinzipien über Distanz und Timing bis hin zu Kyojitsu tenkan no ho. Die Sanshin no Kata ist das Fundament und sollte nie vergessen werden!

Sanshin no Kata kann im Verlauf des Trainings auch dazu verwendet werden, um die Grundlagen der verschiedenen Waffen zu verinnerlichen. Katana, Bisento, Yari, Naginata oder Shuriken, alles kann in Form der Sanshin no Kata geübt werden.

Soke Hatsumi hat wohl die grundlegenden Bewegungsformen der Gyokko Ryu mit der buddhistischen Elementlehre der Gokyo Ryaku no Maki (eine Schriftrolle die sich mit dem Wesen der Dinge aus Sicht besagter Elementlehre und ihrer Bedeutung für die Kampfkünste befasst) kombiniert um die Sanshin no Kata zu schaffen.

Es wird gesagt, dass Soke Hatsumi diese Zusammenführung sehr passend fand, nicht zuletzt weil man auch mit Chi, Sui, Ka, Fu, Ku von eins bis fünf zählen kann. In Moto und Torite Kihon Gata waren die Techniken nämlich davor nur durchnummeriert (so no ichi, so no ni, usw.)

Was oft unter „Sanshin no Kata“ verstanden wird ist genau genommen nur eine Übung in einer ganzen Übungsserie. Diese umfasst:

  • Sanshin no Kata
  • Shoshin Gokei
  • Gogyo no Kata
  • Goshin no Kata

Sanshin no Kata ist das Gefühl des schwingenden Armes, ähnlich wie in Chi no Kata. Aber es ist auch eine Art sich zu bewegen. Das Taijutsu des gesamten Körpers macht unsere Techniken effektiv. Dieses Prinzip kann beinahe in jeder Technik genutzt werden, von Tritten über Greiftechniken (und Techniken wenn man selbst gegriffen wird) bis hin zu verschiedenen Schlagtechniken. Geübt werden sollte in jede Richtung. Die Ura-Form beinhaltet die Variante, in der das gegenüberliegende Bein vorne steht.

Shoshin Gokei nennt man die fünf Formen, die allgemein als „Sanshin no Kata“ bekannt sind. Chi, Sui, Ka, Fu und Ku no Kata. Gedacht sind sie, um für sich alleine und ohne Partner zu trainieren. Ebenfalls sollten diese Formen in alle Richtungen geübt werden. Es sollte davon abgesehen werden, irgendwelche „Theorien“ über die Bewegung der Erde oder des Wassers mit der Sanshin no Kata zu verknüpfen. Die Bezeichnungen sind einfach nur eine Art zu zählen.

Gogyo no Kata bezeichnet dieselben fünf Formen, nur diesmal gegen einen Angreifer. Die Bewegungen können sich maßgeblich ändern, je nach dem mit welcher Attacke der Angriff stattfindet und wie der Angreifer selbst beschaffen ist. Dies sollte ebenfalls in alle Richtungen und in einer Ura-Variante geübt werden.

Goshin no Kata ist die endlose non-stop Wiederholung von einer der fünf Formen. Geübt wird ohne Angreifer und so lange, bis eines von zwei Dingen passiert. Entweder verändert sich die Form natürlich und spontan in eine der anderen Formen, oder man erreicht Satori (einen kurzen Augenblick der Erleuchtung).

Die Sanshin no Kata und die Kihon Happo sind die grundlegenden Techniken und Übungen des Bujinkan Budo Taijutsu. Beide stammen aus der Gyokko Ryu und sind sozusagen das Alphabet unseres Taijutsu.

Das Wichtigste am Training der Sanshin no Kata ist folgende Erkenntnis: Jede Form lehrt ein grundlegendes Element das für eine gute Basis notwendig ist!

  • Chi – Grundlegende Schrittfolgen, Verteilung des Gewichts, den Körper als ein Ganzes bewegen (Koordination zwischen Hand und Fuß)
  • Sui – das Selbe wie in Chi no Kata plus Jodan Uke und Omote Shuto
  • Ka – das Selbe wie in Chi plus Jodan Uke und Ura Shuto
  • Fu – das Selbe wie in Chi plus Gedan Uke und Tsuki
  • Ku – das Selbe wie in Chi plus Gedan Uke und Zempo Geri (und ein wenig Kyojutsu)

Das Training der Sanshin / Gogyo no Kata hilft dabei, eine gute Basis zu schaffen. Das ist notwendig, um die eigenen Ausbildung sinnvoll fortzuführen. Wer mit großen Bewegungen, guter Kamae und Disziplin trainiert, erarbeitet sich eine starke Grundlage!

Sanshin no Kata kann auch „dreifaches Herz“ oder „dein Herz ist immer im Moment“ bedeuten. Man kann sein Mushin durch Sanshin no Kata konditionieren und verbessern. Mushin bedeutet „nichts denken“, „kein Geist“, „kein Gedanke“ oder „das Jetzt“. Mushin zu trainieren bedeutet, ständig aufmerksam zu sein um die Erfahrungen aus einem „hier und jetzt“ Moment zu erfassen. Die Aufmerksamkeit bezieht sich auf die Zeit vor, während und nach dem betreffenden Moment. Das gilt speziell für die Kampfkunst.

Sanshin no Kata steht natürlich auch für die Entwicklungsstufen des Trainings. Zu Beginn sollte immer ohne Partner trainiert werden, dreimal auf der rechten Seite und dreimal auf der linken Seite (Shoshin Gokei). Später kann auch mit einem Partner trainiert werden (Gogyo no Kata). Jede Form der Sanshin no Kata beginnt in Shizen no Kamae. Aus Shizen no Kamae setzt man in Sanshin no Kamae oder Shoshin no Kamae zurück (wie Ichimonji no Kamae, nur ruht die hintere Hand an der Hüfte). Aus dieser Position wird die jeweilige Kata ausgeführt.

Von dieser Grundform ausgehend ergeben sich viele Henka. Die Sanshin no Kata kann genutzt werden, um verschiedensten Fähigkeiten zu lernen und zu verbesseren.

Um Sanshin no Kata vollständig zu verstehen muss man spontan und natürlich in seinen eigenen Bewegungen sein; man muss ein „reines Herz“ erschaffen.

Soke Hatsumi sagt dazu:

“This kata has been around for thousands of years, in a spontaneous and unexplained form. It consists of an ingenious combination of the five elements, which are the building blocks of our surroundings; earth, water, fire, wind and nothingness are embedded in the Sanshin no kata, but the characters of water, fire and wind are prevalent.“

Der Schlüssel zu dieser Art sich zu bewegen ist die Natürlichkeit. Man muss sich spontan bewegen und dem eigenen Körper die Freiheit gestatten, sich natürlich zu verhalten. Es ist wichtig, die Position der Füße zu trainieren bevor man die Arme und Hände benutzt. Wenn das funktioniert können die Hände dazu benutzt werden, den Fokus des Gegners zu stören. Vom Anfang bis zum Ende ist es wichtig, sich in einer natürlichen Art und Weise zu bewegen.

Wenn man mit einem einzelnen Gegner trainiert darf man nicht vergessen, dass während eines echten Kampfes vielleicht mehrere Gegner angreifen. Man muss sich auf alle möglichen Umstände vorbereiten, die meisten davon werden zum eigenen Nachteil sein. Mit dem ersten Blick muss der Raum zwischen einem selbst und den Gegnern erfasst und analysiert werden können. Man darf nicht den Fehler machen, zu nahe an den Gegner heranzutreten. Es muss immer Raum vorhanden sein, um sich natürlich zu bewegen.

Alle Basisformen sollten als Beispiele für Prinzipien gesehen werden. Durch fortwährendes Training und Verständnis für die Prinzipien kann man lernen, in einem echten Kampf zu adaptieren.